Business & Beyond Trump labert, Merz lauscht: Harmonie und „Alle haben Eier!“

Trump labert, Merz lauscht: Harmonie und „Alle haben Eier!“

Beim ersten Treffen zwischen Bundeskanzler Merz und US-Präsident Trump dominierte der Gastgeber das Gespräch. Statt deutscher Innenpolitik standen US-Themen und der Ukraine-Krieg im Fokus – in überraschend freundlicher Atmosphäre.

Das mit Spannung erwartete erste Aufeinandertreffen zwischen Bundeskanzler Friedrich Merz und US-Präsident Donald Trump verlief deutlich harmonischer als von vielen Beobachtern erwartet. Während des 40-minütigen Gesprächs im Oval Office dominierte Trump die Szenerie mit langen Monologen, während der Kanzler überwiegend in der Rolle des aufmerksamen Zuhörers blieb. Die befürchtete Konfrontation zu deutscher Innenpolitik oder gar ein Eklat blieben aus.

Trumps One-Man-Show mit überraschender Truppenaussage

Die Dynamik des Treffens offenbarte sich bereits in den ersten Minuten: Trump, bekannt für sein dominantes Auftreten, übernahm sofort die Gesprächsführung. Statt den deutschen Gast mit kritischen Fragen zur AfD oder zur Meinungsfreiheit zu konfrontieren, wie im Vorfeld befürchtet, verlor sich der US-Präsident in ausschweifenden Ausführungen zu amerikanischer Innenpolitik, seinem Verhältnis zu Elon Musk und seiner Haushaltspolitik. Dabei lobte er sich mehrfach selbst, beispielsweise, dass er es geschafft hat, den Eierpreis um 400 % zu senken und meinte (übersetzt): „Alle haben Eier!“.

Bemerkenswert war Trumps klares Bekenntnis zu den in Deutschland stationierten US-Truppen. Auf die direkte Journalistenfrage, ob diese im Land bleiben würden, antwortete er unmissverständlich mit „Ja“ – ein wichtiges Signal für die transatlantische Sicherheitsarchitektur.

Merz‘ diplomatischer Balanceakt

Der Bundeskanzler bewies diplomatisches Geschick, indem er Trump mit einem persönlichen Geschenk überraschte: einem Faksimile der Geburtsurkunde von Trumps Großvater Friedrich Trump aus Kallstadt in Rheinland-Pfalz. Diese Geste schien den US-Präsidenten sichtlich zu erfreuen und schuf eine positive Grundstimmung.

In den wenigen Momenten, in denen Merz zu Wort kam, betonte er die historische Verbundenheit beider Länder: „Wir haben in unserer Geschichte so viel gemeinsam. Wir verdanken den Amerikanern viel. Das werden wir nie vergessen.“ Der Kanzler verzichtete bewusst auf einen Dolmetscher und führte das Gespräch auf Englisch – was ihm von Trump sogar ein Kompliment für seine Sprachkenntnisse einbrachte.

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